Freude, die sich verhundertfacht – ihr Name ist Funkie.

Es ist schon unglaublich, was ein kleines Kompliment an eine Emmentaler Bäuerin auslösen kann. Gerne möchte ich Ihnen diese ungewöhnliche Geschichte erzählen. Es sind gut 20 Jahre her, dass mein Mann Hans und ich einen Strickhofkollegen im Bernbiet besuchten. Vor dem behäbigen Bauernhaus mit der „Ründi“ und einer Terrasse, aus gepflastert Natursteinen, steht eine mir damals noch unbekannte Pflanze mit dem Namen Funkie. Ihre Blätter sind wunderschön, eher ins helle grün gehend, gerippt. Doch ihre weisse Blüte strömt einen himmlischen Duft aus. Die Bäuerin erzählt, dass diese Pflanze seit mindestens 100 Jahren auf dem Hof in verschiedenen Kübeln sei und sorgfältig gehegt werde. Schon bald ist die schöne Pflanze aus meinem Gedächtnis verschwunden. Der Herbst kehrt ein ins Land mit viel Arbeit und schlechtem, nassen Wetter. Eines Tages bringt der Pöstler ein grosses schweres Pack ins Haus, mit der Bemerkung, da meine es jemand gut mit uns, natürlich denkt er nicht an Schokolade, sondern wundert sich über das Gewicht des Inhaltes. Dem Pöstler sei’s verziehen, er war damals bereits 80 Jahre alt! Gespannt öffnen wir das Paket und zu unserem Erstaunen liegen da etliche Wurzeln der Funkienpflanze. Dabei liegt ein Brief der ungefähr so lautet: Liebe Ostschweizer Kollegen. Euer Kompliment für unsere Bauernhofpflanze bleibt uns in Erinnerung. Mit diesen Wurzeln möchten wir Euch beschenken unter einer Bedingung: Sobald die Pflanze erstarkt ist, müsst ihr sie teilen und wiederum weiter verschenken, eben auch mit dieser Bedingung, dass die Pflanze weiter verschenkt wird.

Unterdessen wurden von unserem Hof bereits ein Dutzend dieser besonderen Pflanze weiterverschenkt. Ich traue Ihnen zu, dass Sie ein Rechnungskünstler sind und demnach, hat sich diese Freude noch unendliche Male mehr vermehrt.

Leider ist diese Bäuerin früh verstorben, doch ihr Vermächtnis lebt über ihren Tod hinaus weiter. Ihr Paket hat wie ein Schneeballsystem gewirkt, diesmal nicht mit leblosem Geld, sondern mit einer Freude, die nur im Herzen sein kann und immer wieder bewundern Besucher diese „Emmentaler“ Schönheit und dann erzähle ich diese Geschichte, wie aus etwas Kleinem, etwas Grosses geworden ist.

Lydia Flachsmann-Baumgartner

PS. Dieses Jahr hätte ich wieder zwei Pflanzen zu verschenken…!

siehe unter Krippenbilder = Funkie