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Weihnachten: Die Schwester brennt

Höhepunkt an Weihnachten war stets das Dekorieren der grossen Tanne in unserer gemütlichen Emmentaler Holzstube. Eine Eckbank reichte um zwei Seiten der Stube und am grossen Tisch hatten viele Esser Platz. Die Eckbank und Stühle waren in der grossen Stube alle besetzt an diesem Heilig Abend. Angestellte, Eltern und wir Kinder sahen erwartungsfroh zu, wie meine ältere Schwester als „Grosse“ die Kerzen anzünden durfte. Extra auf Weihnachten nähte unser Müetti für uns vier Mädchen neue Schürzen aus geblümtem rosarotem schönem Stoff. Die Träger waren mit Rüschen verziert. Heute frage ich mit oft, wie unsere Mutter mit zwölf Kindern noch Zeit fand, uns diese Schürzen zu nähen. Auf jeden Fall durften wir diese an diesem Heilig Abend zum ersten Mal tragen und war mächtig stolz darauf.

So steht nur Margrit auf einem Stuhl um ganz oben die Kerzen zu erreichen. Statt Kerzen- und Tannenduft füllt ein Brandgeruch die Stube. Anfangs hatte die Schwester unbeachtet unten eine Kerze angezündet und diese entzündete nur ihre neue Schürze. Eine Flamme sticht hoch und beherzt ersticken die Eltern die Flamme. Wir Kleinen zittern vor Angst um die Schwester und Weinen mit ihr im „Chor“. Mutter beruhigt und tröstet, dass es hätte schlimmer sein können. Es war nur „Materialschaden“ und die Schwester wurde nicht verwundet. Bald schon kehrt Ruhe ein und mit sicherer Stimme stimmt Vater „Stille Nacht, heilige Nacht“ an. Staunend und gut beobachtend betrachten wir die Kerzen – ein Kessel mit Wasser steht bereit.

Der Nikolaus pocht roh an die Türe – aber dies ist eine ganz andere Geschichte!

Author: Lydia Flachsmann

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